auf dem St.Jakobi-Friedhof an der Hermannstrasse


Stadtgärtnern in Neukölln

Der Ter­min mit Renate Künast auf dem Jaco­bi-Fried­hof an der Her­mannstraße war sehr schön – um’s mal ein­fach zu sagen. Die Prinzessin­nengärten vom Moritzplatz/Prinzessinnenstraße sind dor­thin gezo­gen, weil ihnen am Moritz­platz zu viele Touris­ten kamen. Hier in der Her­mannstraße 99 hof­fen sie, wirk­lich mit den Bewohn­ern zusam­me­nar­beit­en zu kön­nen. Zunächst nah­men alle ca 30 Per­so­n­en, die auf Ein­ladung der grü­nen Bezirks­gruppe gekom­men waren, an dem lan­gen Tisch des Gar­ten­cafes Platz. Da kann man auch so mal hin – sie haben min­destens  schon mal  eine Sorte guten Kuchen. Robert gab einen his­torischen Überblick über die Entwick­lung des urban gar­den­ing von den Anfän­gen in Kuba bis heute. In Kuba ent­stand eine richtige urban- gar­den­ing-Wirtschaft unter den Bedin­gun­gen des Wirtschaft­sem­bar­gos und des Sozial­is­mus. In Deutsch­land hat urban gar­den­ing eine etwas andere mögliche Auf­gabe: Hier erwirtschaftet man damit keinen bedeu­ten­den Anteil an der Nahrungsmit­telver­sorgung der Bevölkerung, wie es in Kuba der Fall ist, auch erwirtschaften die Stadt­gärt­ner hier damit keinen Lohn für sich. Es sollte hier vor allen Din­gen gemein­schaftss­tif­tende Wirkung haben und die Leute dazu ani­mieren, im Freien zu arbeit­en und der Natur näher zu sein. Sie kön­nen wirk­lich Erfahrung im Gärt­nern dabei sammeln.

Es fol­get ein Rundgang über den Fried­hof, auf dem noch einige Gräber gepflegt wer­den. Aber der Fried­hofs­be­trieb als solch­er ist schon eingestellt, es wer­den keine neuen Gräber mehr vergeben, son­dern es gilt für die verbleiben­den Gräber hier und da noch eine Pietäts­frist. Den­noch ste­hen über­all Flächen zur Ver­fü­gung, auf denen Stadt­gärt­nern prak­tiziert wer­den kann – ein richtig großes Gemüse­beet sprießt schon prächtig. Der Boden hat eine hohe Qual­ität, da das Gebi­et im 19. Jahrhun­dert land­wirtschaftlich genutzt wurde, also noch organ­isch gedüngt und vor der indus­triellen Rev­o­lu­tion in einen Fried­hof ver­wan­delt wurde. Kun­st­dünger oder Schädlings­bekämp­fungsmit­tel hat dieser Boden noch nicht erlebt. Außer­dem kann man bei einem Stein­bear­beitungskurs mit­machen, der die aus­rang­ierten Grab­steine umformt zu neuen Objek­ten. Nor­maler­weise wer­den sie geschred­dert und als Straßen- oder Wege­be­lag ver­wandt. Die Kapelle wird zu einem Ver­anstal­tungsraum umfunk­tion­iert. Dort kön­nen Ausstel­lun­gen gezeigt wer­den oder Ver­samm­lun­gen abge­hal­ten wer­den. Auch die Prinzessin­nengärten wollen dort Infor­ma­tionsver­anstal­tun­gen anbieten.

Nach dem Rundgang stellte Renate Künast ihr neues Buch „Rein ins Grün, raus in die Stadt“ vor. Es beschäftigt sich mit – ja was wohl: urban gar­den­ing in Deutsch­land und inter­na­tion­al. Sie beschreibt dort die inter­es­san­testen Pro­jek­te. Außer­dem disku­tiert sie die Wirkun­gen und Neben­ef­fek­te des urban gar­den­ing für die Städte. Es gibt eine große Span­nweite bei der Gestal­tung und Aus­prä­gung: das reicht von bepflanzten Kisten in Einkauf­s­pas­sagen (oder wie in Bre­men vor dem Rathaus) – bis zur Aquakul­tur (wie in der Besse­mer­straße in Tem­pel­hof), bei der auf dem Dach Fis­che gehal­ten wer­den, mit deren Dung im Hof dann Beete gedüngt werden.
Danach disku­tierte die Gruppe die Sit­u­a­tion des Stadt­grüns in Neukölln. Ich ver­ließ das Tre­f­fen sehr inspiri­ert – werde mich mit dem The­ma weit­er beschäfti­gen – auch jen­seits des Bloggens in Form von gemein­schaftlichen Aktionen.

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